Bernd Franke

*  14. Januar 1959

von Christoph Beyer , Torsten Krause und Torsten Möller

Essay

Franke geht davon aus, dass es den meisten Musikern nicht möglich sei, die traditionelle Darbietungsform mit der Hierarchie Dirigent – Orchester, die vom Publikum als »Guckkastenbühne« wahrgenommen werde, zu durchbrechen, um andere Musizierformen zu finden. Offenheit und Toleranz würden infolge der Kommerzialisierung des Musikbetriebs zunehmend schwinden. Improvisation als alternative Musizierform sei für die meisten Musiker schon während ihrer Ausbildung ein Fremdwort. In nahezu allen Werken Frankes findet sich daher die Tendenz, gewohnte Musiziermuster aufzubrechen und Alternativen auszuprobieren.

Dieser Ansatz begegnet bereits in frühen Werken, für die Gemälde von Marc Chagall als Inspirationsquelle bedeutsam waren: Chagall-Impressionen. Sechs Stücke für zehn Blechbläser (1985), Die Zeit ist ein Fluß ohne Ufer – 6 x Chagall für zehn Instrumente (1985/86) und Chagall-Musik für Orchester (1985/86); Letztere wurde im März 1988 durch das Gewandhausorchester Leipzig unter Kurt Masur uraufgeführt. Wie auch bei anderen Werken Frankes, in denen außermusikalische Einflüsse eine Rolle spielen, ging es weniger um die Darstellung konkreter Bilder, sondern um ihre spezifische Ausdruckskraft und ihre leuchtenden Farben. Auch die Surrealität der Bilderwelt Chagalls findet sich in Frankes Musik wieder: Mit Bezug auf sein Orchesterwerk Chagall-Musik spricht Franke, der ...